Die Heiligsprechung des Buches geschah ungeschickterweise durch Bücherverbrennungen, mit dem Höhepunkt des Satzes „Wer Bücher verbrennt, verbrennt am Ende Menschen“, der, aus jeglichem Bezug gerissen, eine Millionenschaft an Nichtlesern, Lesern und Sammlern zurückschrecken läßt, sich auch nur von einem einzigen unbedeutenden Buch einer beinahe endlos hohen Auflage zu trennen.
Ein Zitat ist aber nicht mehr als die Keule der Argumentelosen.
Wer nur einmal durch die Bibliothek eines Altwaren- oder Flohmarktlagers streifte, müßte begreifen, worum es geht: Galerien und Tonnen an Büchern von bescheidenem Inhalt in aufwendiger Herstellung; Herausragendes ist selten zu finden, und dann in der unzähligsten Auflage. Diese Lager repräsentieren die Hausbibliotheken, die Durschnittsleser, Buchkäufer.
Und wer nur einmal versucht hat, ein vermeintlich so wertvolles Buch weiterzuverkaufen, sollte sofort begreifen, worum es geht: Massenware oder Schrott verkaufen sich nicht gut, wie teuer sie auch immer waren. Wie ein billiger Gewandfetzen ist ein Buch schon durch seinen Verkauf preislich entwertet.
Ob Verbrennen oder Recycling ist eine Frage des Umweltschutzes, die durch Nichtproduzieren gar nicht aufkäme.
Dabei ist das Buch so lange so erfolgreich als das Maß aller Dinge verkauft worden, daß man bei jeglichem Text und selbst beim unveröffentlichten Manuskript von Buch spricht. Das Wort Buch hat sich verselbständigt. Es geht um das Buch, selbst wenn es um den Text geht.
Der Gegenstand oder Textträger Buch ist hauptsächlich ein Sammelobjekt oder Geschenk. Sammler oder Beschenkte aber sind nicht vorrangig Leser.
Nehmen Sie Literatur als etwas vom Buch Unabhängiges wahr, begreifen Sie das Buch als ein Literaturnebenprodukt.