Aktion 11 - Endlich weiß ich, was zu tun ist
Gmunden, Hipp Halle, Juli 2014
Mit einem Schrei erst schaff ich es, aufzuwachen.
Mit einem Schrei erst schaff ich es, morgens frei zu atmen.
Mit einem Schrei erst schaff ich es zu sein.
Das Vernünftigste des Tages die Sekunden nach dem Erwachen.
Das Bewußtsein schläft noch, alles sei verflucht.
Die kurze Freude, man sei entkommen.
Der Ansatz, zu bewältigen.
Ich fasse meine Pläne in den Sekunden der Dämmerung.
Der Rest ist Reagieren.
Verfluchter Sand im Schuh.
Idioten sind sie auf der Bühne. Alle. Was das soll. Die Welt verändern oder bereichern oder ergänzender auszufüllen mit etwas, das nicht ist. Diese Verschwendung. Anstatt wirklich etwas tun, und warum muß es dann gut, erhaben sein. Lächerliches Wort. Durchdacht soll es sein. Aber was ist tatsächlich gedacht.
Man ist nur ein Bild.
Ich bin als Bild geboren.
Man hat aus mir eine Abbildung gemacht.
Ich will Bilder machen, mich entfernen.
Mit der Unschuld fällt die Reinheit, die Vollständigkeit.
Ich verglühe und ziehe dabei Schmutz an.
Man verschwindet mit dem Tun.
Man verschwindet in seinem Bild, nicht einmal darin.
Dabei wollte ich immer nur verschwinden,
seit meinem Unglück, aufzutauchen.
Wie gut sind diese Jämmerlichen und wie ehrlich,
wenn sie es für sich selbst nicht machen können, für sich selbst sein.
Sie wollen hinaus und schaffen es nicht, sie geben auf, ohne es zu bemerken, ohne es einzugestehen.
So wollen sie zumindest in der Grube, in der sie sich wälzen, etwas tun, das der Grube entspricht,
sie breiterschaufeln. Oder so.
Es bleibt der Sand, den sie anders schlichten und verteilen.
Verdammter Sand.
Mit dem ersten Wunsch, anders zu sein, und dann noch an ein Publikum zu denken, ist der Wunsch schon abbesprochen.
Ist man längst verloren.
[...]
Mit der Geburt ist alles vorbei.
Ob häßlich oder schön, das Folgende ist Gewohnheit.
Das Wertvollste ist rasch vorbei, wenn man nur sein will, was man ist.
Was ist schon wertvoll. Alles gehört zerstört.
Es geht um mich, es bleibt bei mir,
alles hol ich zu mir,
indem alles verliert.
Es ist langsam hell geworden.
Den Begriff der Kunst zu formen, einen Begriff zu prägen und zu strecken als Dach für alles, das ohne Haus sein will, ist schuld an so viel trauriger Peinlichkeit, es bindet die Menschen an den regungslosen Unsinn. Man ereifert sich mit Ihresgleichen, mit jenen, die auch zur Kunst zählen wollen, die nicht sein können -- für sich.
Man sollte sich nicht bewegen. Man darf sich nicht bewegen.
[...]
Erst wenn wir das Gefühl haben, endgültig zu verlieren, sind wir gut.
Nie werde ich herauskommen, dessen bin ich, so sehr es mich schmerzt, sicher.
Endlich weiß ich, was zu tun ist.
Text (c) Georg Pruscha, Verlag Libertin
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Aktion 11 fand als Finissage der Ausstellung "Sehnsucht unlimited" von Cornelia Caufmann und Michael Wittig statt, im Rahmen der Salzkammergut Festwochen 2014.
Körperbemahlung des Autors: Cornelia Caufmann, Skin Calligraphy
Bilder im Hintergrund: Cornelia Caufmann
Photos im Hintergrund: Michael Wittig