Auszug aus dem aktuellen Werk
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Auszug Minute 277 der Marathonlesung zu Verschwinde.
Gesamtdauer: 315 pausenlose Minuten.
2.7 Heimkehr
Ich habe den Rand der Stadt erreicht
Wie es hier zieht, mir um die Ohren. Warum nur hab ich keine Mütze auf. Mutter muß ich besuchen. Vielleicht sollt ich mich davor niederlegen, so übermüdet wär ich wehrlos. Der Altpapiercontainer dort. Ich muß jetzt wirklich liegen. Ich steige in die Klappe, wenn das Licht zerrinnt. Ich klappe mich ins Dunkel, bevor es draußen soweit ist. Ich bin voraus, wie immer geh ich vor und raus
Hier drinnen deck ich mich zu, in Papier gewickelt, balsamiert in vergangenes Geschwätz der Zeitungen, Schrift im Dunkel, in dem ich leselos größer bin, als irgendjemand schreiben könnte, weil ich als Einziges mich rege, hier, in der geborgenen Wolke aus Plastik und Papier. Auf wievielen Bildern ich hier liege, auf regungslosen Bildern, die ohne Licht nicht sind. Ich geb euch Leben, ich laß die hübschesten von euch hinein in mein Gedankenfeld, erstrahlt von Helligkeit, laßt mich nur machen, kommt in mein Reich, das ich befehle mit Gerechtigkeit, und Klarheit. Diese tiefe innere Wahrheit, die ich spüre.
Etwas weicher hätt ich es mir vorgestellt hier drinnen. Aber was habe ich mir da vorgestellt. Es ist egal, ich mach das schon. Die Dinge sind, wie ich das will - auch die Kälte weicht, weil ich das will. Schön hab ich’s hier, mit meinen Bildern, aber nur den schönen, meiner erhellten Dunkelheit. Ich muß mich nicht mehr regen, es wird weich. Ich hab die richtige Stellung gefunden, jetzt nicht mehr regen, die perfekte Stellung, auf einem Titelblatt in Luxus und mit schönen Menschen – Frühstück, Sommer, meine Körperwärme – meine Lieben, daß wir immer so gut angezogen sind ... wen werd ich von euch heiraten – nicht nur mich erwärmt mein Herz – diese Wärme ist genug, solang wir Freunde bleiben, solang ihr gut seid, solang ihr bei mir sitzen bleibt bei Tisch – ich mach das schon – in mir hab ich Euch alle noch gekriegt – wir bleiben ...
Letztes der 16 Kapitel
Aus Verschwinde - eine Tirade in Brüchen, Verlag Libertin
© Georg Pruscha, Oktober 2011
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